Neue Zahlen aus den Biostädten

Neue Zahlen aus den Biostädten

Wie hoch ist der Bio-Anteil in der Schul- und Kita-Verpflegung in den Biostädten Deutschlands? Eine bundesweite Umfrage zeigt, wo die Kommunen aktuell stehen.

Die 31 Mitglieder des deutschen Netzwerks der Biostädte haben sich zum Ziel gesetzt, in öffentlichen Einrichtungen Bio-Lebensmitteln den Vorrang zu geben. Aber gelingt das auch? Welche Ziele haben sie sich insbesondere in der Schul- und Kita-Verpflegung vorgenommen und was konnte davon bisher umgesetzt werden? An einer von Ökonsult und dem Biostädte-Netzwerk durchgeführten Umfrage haben sich bis Ende Februar 2024 insgesamt 17 Kommunen beteiligt.

Die beiden nachfolgenden Schaubilder zeigen, welche Bio-Anteile sich wie viele Bio-Städte in der Kita-Verpflegung bzw. in der Schulverpflegung zum Ziel gesetzt und wie viele dieses Ziel bereits erreicht haben. Dabei wurden die Antworten in die Kategorien gruppiert, wie sie jetzt auch die neue Bio-AHV-Verordnung vorsieht. Da nicht alle Biostädte, die an der Umfrage teilgenommen haben, auch alle Fragen beantwortet haben, ist der Stichprobenumfang nicht immer gleich groß.

Schaubild 1: Bio-Anteile in der Kita-Verpflegung der Biostädte

Schaubild 2: Bio-Anteile in der Schulverpflegung der Biostädte

Die Auswertung der Umfrage zeigte eine Schwierigkeit: Es gibt bisher keine einheitliche Methode, die Bio-Anteile zu erfassen und die Datenlage ist sehr heterogen. Das erschwert eine Erhebung dieser Daten und insbesondere auch die Aggregierung. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass diese Informationen bisher nicht vorlagen und mit einer gewissen Vorsicht zu lesen sind. Doch auch mit diesen Vorbehalten zeigen die Ergebnisse: Die Biostädte gehören zu den Schrittmachern bei der Einführung von Bio in der Gemeinschaftsverpflegung.

Hier die detaillierten Antworten der einzelnen Biostädte:

Bio-Anteile in der Schul- und Kita-Verpflegung der Biostädte

Die Daten machen deutlich, dass es bei den Zielen und den erreichten Bio-Anteilen auch innerhalb des Netzwerkes der Biostädte eine große Bandbreite gibt. Jede Kommune hat unterschiedliche Voraussetzungen und geht bei diesem Thema ihren eigenen Weg. "Diese Vielfalt zeichnet das Biostädte-Netzwerk aus", versichert Dr. Werner Ebert. Er arbeitet in der Stadt Nürnberg im Referat für Umwelt und Gesundheit und ist gleichzeitig Geschäftsführer des Netzwerkes. Er kennt deshalb die Situation landauf landab aus vielen Gesprächen.

So werden in vielen Städten gerade die Kosten für das Essen intensiv diskutiert. Insbesondere wenn Catering-Unternehmen für die Mittagsverpflegung verantwortlich sind. "Obwohl der Bio-Anteil einen sehr begrenzten Einfluss auf den Essenspreis am Schluss hat, steht dieser im Zentrum der Diskussion", so Ebert. Eine ganze Reihe von Städten sei deshalb damit beschäftigt, die Mehrwerte von Bio noch besser in der Öffentlichkeit zu kommunizieren. "Für die Kommunen ist es zur Zeit eine besondere Herausforderung, den Themen einer gesunden und nachhaltigen Ernährung, der Ernährungsdemokratie und der Förderung einer nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft in der öffentlichen Diskussion das notwendige Gewicht zu geben."

Kommentare zur neuen Bio-AHV-Verordnung

Die Umfrage sollte zudem Informationen dazu liefern, wie die Biostädte die neue Bio-AHV-Verordnung einschätzen. Sie wurden gebeten, mehrere Aussagen zu bewerten. Die hier zitierten Antworten sind natürlich nur eine Momentaufnahme, die den Stand Anfang des Jahres 2024 reflektieren. Die Zahlen in den Spalten geben die absolute Anzahl der Antworten an (bei N = 19).

Anmerkung: Obwohl 17 Biostädte an der Umfrage teilgenommen haben, ist der Stichprobenumfang hier N = 19. Denn in Heidelberg und Karlsruhe haben die für die Schul- bzw. Kita-Verpflegung zuständigen Ämter jeweils einzeln geantwortet und wurden deshalb auch einzeln gezählt.

Die neue Bio-AHV-Verordnung... ja teils teils nein weiß nicht/keine Angabe
macht Ausschreibungen mit Bio-Anteilen für uns Kommunen einfacher 2 4 5 8
macht die Qualitätssicherung von definierten Bio-Anteilen einfacher 6 4 3 6
bedeutet für uns [Kommunen] mehr Aufwand 3 5 2 9
bedeutet für die Caterer mehr Aufwand 9 2 2 6
kann die Sichtbarkeit des Bio-Einsatzes verbessern 12 2 1 4
stellt uns noch vor Fragen bei der praktischen Umsetzung 9 4 1 5

Die Ergebnisse zeigen auch hier ein heterogenes Bild: Die hohen Anteile der Antworten "weiß nicht" beziehungsweise "keine Angaben" belegen, dass bei vielen Kommunen bei diesem Thema aktuell noch große Unsicherheiten bestehen. Nur zwei von 19 gaben an, dass die neue Bio-AHV Ausschreibungen mit Bio-Anteilen für die Kommunen einfacher macht – wovon Vergaberechtsexperten wie Prof. Christopher Zeiss überzeugt sind.

Immerhin 12 von 19 Befragten gehen davon aus, dass die neue Bio-AHV-Verordnung die Sichtbarkeit des Bio-Einsatzes verbessern kann. Dass die neue Verordnung die Kommunen bei der praktischen Umsetzung noch vor Fragen stellt, sagen dagegen 9 der 19 Verwaltungsstellen aus der Stichprobe. Fünf können das noch nicht beurteilen und vier Verwaltungen antworteten mit "teils-teils". Nur das Kinder- und Jugendamt der Stadt Heidelberg gab an, dazu keine Fragen mehr zu haben.

Bereits bei der letzten Ausschreibung zur Kita-Verpflegung im Jahr 2023 hatte sich die Heidelberger Verwaltung mit dem Thema beschäftigt. Im Vergabeverfahren wurde nicht nur – wie bereits seit 2022 umgesetzt – ein monetärer Bio-Anteil von 50 Prozent gefordert: Das Catering-Unternehmen, das vor kurzem den Zuschlag für die Mittagsverpflegung für die 24 städtischen Kitas bekommen hat, soll nun die Einhaltung des geforderten Bio-Anteils durch Zertifizierung mit dem entsprechenden Bio-AHV-Kennzeichen nachweisen. Damit wird die Einhaltung des Bio-Anteils sowohl für die Stadt als Auftraggeberin als auch für die Eltern deutlich transparenter.

Vielleicht spricht sich das herum und andere Kommunen – ob Biostadt oder nicht – folgen diesem Beispiel. Das könnte neue Impulse für den Einsatz und die Auszeichnung von Bio in der Gemeinschaftsverpflegung bringen und zudem zur Qualitätssicherung vereinbarter Bio-Anteile beitragen.


Quelle: Umfrage Andreas Greiner (Ökonsult) in Zusammenarbeit mit Werner Ebert (Biostädte-Netzwerk), Antworten im Januar/Februar 2024.


Letzte Aktualisierung 09.04.2024

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